Legio II Italica – Die Epoche der Spätantike – Beginn und Ende

Als das Zeitalter der Spätantike bezeichnet man den Zeitraum ab 284 n.Chr. als Übergang von der Antike zum Frühmittelalter im Mittelmeerraum mit der Absetzung des letzten Kaisers im weströmischen Reich und dem Einfall der Langobarden 586 n. Chr. nach Italien als letzten großen Zug der Völkerwanderung. Im vorderen Orient geht man davon aus, dass das Ende mit dem Tod Kaiser Justinians 565 bzw. der Vorstoß der Araber im 7. Jh. hier das Ende einläutete. Was geschah in diesem Zeitraum und was waren die Auswirkungen? In diesem Artikel wird in kurzen Abschnitten darauf eingegangen. Eine ausführliche, wissenschaftliche Herangehensweise zu diesem Thema würde den Rahmen sprengen.

Nach schwersten inneren Krisen im römischen Reich gelang es Kaiser Diocletian (vollständiger Name Gaius Aurelius Valerius Diocletianus) 284 – 305 n. Chr. das Imperium zu stabilisieren. Mit ihm begann der Zeitraum der Spätantike. Er leitete Reformen ein, durch die das römische Reich die Reichskrise des 3. Jahrhunderts endgültig überwand und die Zeit der Soldatenkaiser endete. Auch führte er das Herrschaftsmodell der Tetrarchie ein.

Kaiser Diocletian

Das vierte Jahrhundert führte die Provinzen des römischen Reiches in eine Krisensituation, aus der sie sich nicht mehr so schnell erholten sollte und die zu einer allgemeinen Verarmung der Bevölkerung führte. Auslösende Momente waren die sehr starke Bürokratisierung der Verwaltung, die Vermehrung der Truppen bei gleichzeitiger Teilung des Heeres in eine mobile Armee und eine stationäre Grenzarmee. Eine galoppierende Inflation, die Verwaltung und das Heer verursachten immer höhere Ausgaben, die durch immer höhere Steuern aufgebracht werden mussten. Um der Inflation Herr zu werden wurde einerseits die staatliche Preisregulierung 301 n. Chr. durch Kaiser Diokletian eingeführt, andererseits wurde bei den im Umlauf befindlichen Münzen der Edelmetallanteil und das Gewicht bei den aufeinanderfolgenden Münzreformen verschlechtert. Dazu kam das aggressive Einlassbegehren fremder Völker an fast allen Reichsgrenzen, dem das römische Heer nicht mehr gewachsen war. Unter Diokletian wurde die Anzahl der römischen Legionen von 33 auf 70 erhöht, aber die Mannschaftsstärke einer Legion sank auf knapp 2.000 Soldaten. Vor allem durch das Eindringen germanischer und reiternomadischer Völker aus dem Osten wurden Handelswege bedroht und Produktionsstätten zerstört. Teilweise versiegte der Zufluss an Geld aus den Münzstätten und es brach der Handel mit Verbrauchs- und Luxusgütern zusammen. Allerdings wurden auch neue Märkte erschlossen.

Der Anfang der Spätantike begann in den letzten Wirren der Soldatenkaiserzeit, die hinüberführten durch die Herrschaftszeit von den Kaisern Gallienus (Publius Licinius Egnatius Gallienus, von 260 – 268 n. Chr.) und Aurelian (Lucius Domitius Aurelianus (214 – 275 n. Chr.), Gesamtkaiser von West und Ostrom von 270 – 275 n. Chr.

Kaiser Gallienus
Kaiser Aurelian

Es begannen die Reformationen der Kaiser Diocletian mit der Viererherrschaft und Kaiser Constantin (Flavius Valerius Constantinus 270/288 -337 n. Chr.) Ab 324 bis zu seinem Tod war Constantin alleiniger Herrscher. Seit Diocletian war das Mehrkaisertum die Regel. Zumeist finden wir einen Kaiser im Westen und im Osten, entweder zwei Augusti oder einen Augustus mit einem oder mehreren Caesares als minderberechtigte Mitkaiser und Nachfolger. Rom verlor seinen Anspruch als Residenz und wurde zur symbolischen Hauptstadt. Die Kaiser residierten in Antiochia oder Konstantinopel, in Mailand, Trier oder Ravenna. Diocletian verstand sich auch als Mittler zwischen Göttern und Menschen. Kaiser Constantin legimitierte und förderte das Christentum. Kaiser Theodosius I. erhob es schlussendlich zur Staatsreligion.

Nachdem bereits im 3. Jahrhundert bereits erste Zeichen des politischen Zerfallsprozess begonnen hatten, der durch die Kaiser Diocletian und Constantin noch einmal aufgehalten werden konnten, war trotz einem Kaiser Julian (Apostata), eines Kaisers Theodosius oder eines Kaisers Marcian der Zerfallsprozess nicht mehr zu stoppen.

Unter Kaiser Diocletian wurde die Verwaltung bürokratisiert, die Zahl der Beamten aufgestockt und die Kompetenzen neu aufgeteilt. Reichspräfekten vertraten nun den Kaiser. Die Heeresführung wurde von der Zivilverwaltung getrennt und den magister militum unterstellt. Die Truppen bestanden mehr oder weniger aus Germanen. Sie kamen in immer größeren Gruppen, ja in ganzen Stämmen unter eigenen Königen, die durch römische Amtstitel äußerlich legimitiert wurden. Eine komplizierte Rang- und Standesordnung bezeugte den Zug zur geschlossenen Gesellschaft. Das städtische Bürgertum ging zurück und auch die Ratsherrenschicht dünnte aus. Auch schwand die kulturelle und politische Bedeutung des Großbürgertums. Über das ganze Reich legte sich ein Schicht senatorischer, in Villen residierender Grundherren. Die Mehrzahl der Landbevölkerung bzw. Bauern lebte in einem halbfreien Kolonat, dem Übergang von der antiken Sklavenhaltergesellschaft zur mittelalterlichen Feudalgesellschaft. Einige Kaiser verfolgten die Christen bzw. wurden dann von den Nachfolgern wieder die heidnischen Kulte verboten und christliche Sekten bekämpft. Die Ansicht setzte sich allmählich durch dass es nur einen Gott und nur einen wahren Glauben gab. Gottesmänner beherrschten nun die Massen. Allmählich wurden alle Lebensbereiche vom Christentum dominiert und mit dem sogenannten Heidentum verschwand ein beträchtlicher Teil der antiken Kultur. Die Kirchenmänner empfanden als ihre Geschichte die jüdisch-christliche, nicht die griechisch-römische Tradition. Die Germanen hatten zu dieser Zeit noch kein Geschichtsbewusstsein.

Eigentümlich war in der spätantiken Staatsordnung die Vollendung des kaiserlichen Absolutismus. Die Kaiser stützen sich wie zuvor auf das Heer. Das Kaisertum erschien jedoch als Gottesgnadentum mit, je nach der Person auf dem Kaiserthron, charismatischen Zügen und ging nach dem Tod des Vaters auf den Sohn über. Nach außen wurde ein Zeremoniell nach orientalischen Ursprungs praktiziert. Hier erfolgte die Ablösung des Prinzipats durch das Dominat. Nach dem Erlöschen des Kaisertums im Westen 476 n. Chr. herrschten germanische Könige mit Hilfe der römischen administrativen Verwaltungsstruktur in ihren eigenen Königreichen. Kaiser Justinian aus Konstantinopel versuchte im späten 5. Jahrhundert nach der Krise im oströmischen Reich unter Kaiser Zeno nochmals die Reichseinheit zu erneuern. Sein Scheitern setzt den endgültigen Schlusspunkt hinter das römische Imperium im Mittelmeerraum. Für das oströmische Reich stellt die arabische Invasion einen Einschnitt dar, da das Reich sich nur noch auf Kleinasien und den Balkan beschränkte. Die spätrömische Phase des Ostreichs endete somit unter Kaiser Heracleios (610 – 641 n. Chr.) mit dem Einfall der Araber im 7. Jahrhundert. Somit ist aus der Sicht vieler Forscher 284 bzw. 641 der Anfang und das Ende der Spätantike zu sehen. In einer abgewandelten Form überlebte das Imperium Romanum im Byzantinischen Reich bis 1453 (Eroberung durch die Osmanen), in der katholischen Kirche und im mittelalterlichen Kaisertum.

Literaturhinweise (kleine Auswahl):

Geschichte der Spätantike – Das Römische Reich von Diocletian bis Justinian, Alexander Demandt, Verlag C.H. Beck

Die Germanen im römischen Weltreich, Eduard Gibbon, Edition Kramer

Der Untergang des römischen Weltreiches, Peter Heather, Rowohlt Verlag

Germanen beiderseits des spätantiken Limes, Thomas Fischer und Gundolf Precht Jarolslav, Herausgeber

Verfall und Untergang des Römischen Reiches, Eduard Gibbon, Anaconda Verlag

Heiliger Zorn, wie die frühen Christen die Antike zerstörten, Catherine Nixey, Deutsche Verlagsanstalt

Die letzte Blüte Roms – Das Zeitalter Justinians, Peter Heather, WGB Verlag

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