Zeittafel Legio II Italica pia fidelis

LEGIO II ITALICA PIA FIDELIS (Die zweite Legion der Italiker, die Pflichterfüllte, Fromme und Loyal, Treue)

165    Die Legion (Schwesterlegion III Italica) wird in Oberitalien zur Verstärkung der Donaulegionen aufgestellt auf Befehl von Kaiser Marcus Aurelius (161-180 n. Chr.) und seinem Mitkaiser Lucius Verus (161 – 168 n. Chr.) Legionssymbol ist die Kapitolinische Wölfin. Nachdem größere Truppenkontingente der Donauarmee nach dem Osten abgezogen waren, um im Partherkrieg (161-166) eingesetzt zu werden, war es unumgänglich, die fehlenden Truppen durch Neuaushebungen zu ergänzen.

Kaiser Marcus Aurelius
Kaiser Marcus Aurelius

170   Von beiden Legionen wird eine Abteilung zum Mauerbau von Salona (Soln) in Dalmatien eingesetzt. Die Legio II Italica führt hier bereits den Beinamen pia (pflichterfüllt). Als strategische Reserve bekämpft die Legion ab 170 n. Chr. die Markomannen, Quaden und Jazygen, die über die Donau drängen.

171-174   Einsatz in den Markomannenkriegen (Markomannen, Quaden und Jazygen) und im Osten gegen die Roxolanen und Sarmaten.

174/175   Verlegung an die Donau. Errichtung des Lagers von Albing.

180    Rückt die Legion als erste Garnisonstruppe in Lauriacum ein und errichtet westlich des Ennsflusses und nordöstlich des alten Vicus Lauriacum ihr Legionslager.

191   Beendigung des Legionslagerbaues. Beginn des regulären Lagerbetriebes. Die Legion stellt auch Legionäre ab zur persönlichen Leibgarde des Statthalters, die Singulares in Lauriacum.

193   Marsch mit Septimius Severus (193 – 211) im Kampf um die Macht nach Rom, was der neue Kaiser mit dem Titel fidelis (treu,loyal, zuverlässig) belohnt. Angehörige der Legion werden für die neue Leibgarde (Prätorianergarde) des Kaisers ausgewählt.

Kaiser Septimius Severus
Kaiser Septimius Severus

197   Die Zivilbevölkerung sympathisiert mit Clodius Albinus (Gegenkaiser 150 – 197). Die Legion bleibt hingegen kaisertreu.

Kaiser Albinus
Kaiser Albinus

201   Beendigung weiterer Innenausbauten im Lagerbereich unter Kaiser Septimius Severus.

208-211   Teileinheiten (Vexillation) werden im Britannienfeldzugs von Kaiser Septimius Severus eingesetzt.

213   Vermutliche Teilnahme einer Vexillation am Alamannenkrieg von Kaiser Caracalla (211 – 219). Während seiner Regierung führt die Legion den Beinamen Antoniniana.

Kaiser Caracalla
Kaiser Caracalla

215   Mögliche Teilnahme an militärischen Aktionen im Gebiet der Quaden.

213 – 234   Abwehrkampf gegen die bis Lauriacum vorgedrungenen alamannischen Juthungen, bei dem Lager und Zivilstadt von Lauriacum mehrmals schwer beschädigt wird.

238 Teilnahme am Dakerkrieg unter Kaiser Maximinus Thrax (238 – 244).

Kaiser Maximinus Thrax
Kaiser Maximinus Thrax

260   Teilnahme am Perserkrieg Kaiser Valerians (253 – 260). Dieser Kaiser schickt eine Abteilung (Vexillation) der Legio II Italica in die Provinz Africa proconsularis, um die von Kaiser Gordianus III. (238 – 244) aufgelöste Legio III Augusta zu reaktivieren.

Kaiser Valerian
Kaiser Valerian

260-268   Abwehr von eindringenden Iuthungen in Oberitalien. Kaiser Gallienus (253 mit seinem Vater Valerianus, 260 – 268 Alleinherrscher) bildet zur Abwehr der alamannischen Einfälle in Oberitalien aus Abteilungen (vexillationes) die von den Legionen der Rhein- und Donaugrenze abkommandiert werden, ein mobiles Einsatzheer (Comitatenses), zu dem auch die Legio II Einheiten abstellt. Unter Gallienus erhält die Legion den Ehrentitel VII Pia VII Fidelis (sieben Mal pflichterfüllt, sieben Mal zuverlässig), um sich ihrer fortdauernden Unterstützung zu sichern. Unter diesem Kaiser erhält das Legionssymbol mit der Kapitolinischen Wölfin als Ergänzung die Zwillinge Romulus und Remus, die legendären Gründer Roms.

Kaiser Qallienus
Kaiser Gallienus

269   Beteiligt mit Vexillationen am Gotenkrieg von Kaiser Claudius II. (268 – 270). Während dieses Feldzuges werden griechisch sprechende Legionäre rekrutiert.

Kaiser Claudius
Kaiser Claudius

270-275   Teilnahme am Kampf Kaiser Aurelians (214 – 275) gegen das Sonderreich von Palmyra mit der Schwesterlegion III Italica aus Castra Regina.

Kaiser Aurelian
Kaiser Aurelian

282   Aktive Parteinahme für den Gardepräfekten Aurelius Carus, (Kaiser von 282 – 283) gegen Probus mit Kaiserakklamation.

Kaiser Carus
Kaiser Carus

Unter Kaiser Diocletianus (284 – 305) werden Teileinheiten auf mehrere Stützpunkte in Noricum verteilt z.B. in Lentia (Linz) und Ioviacum (wahrscheinlich Gstöttenau bei Aschach). Lauriacum erhält eine staatlich betriebene Schildfabrik (Fabrica Scutaria). Unter diesem Kaiser wird auch die Legio I Noricorum aufgestellt. Diese sollte die LEG II ITAL entlasten im östlichen Teil des norischen Donaulimes.

Kaiser Diocletian
Kaiser Diocletian

310   Am 27. Juni siegreicher Abwehrkampf gegen eingedrungene Alamannen bei Prutting/Rosenheim. (Legionäre aus Ad Enum und Bedaium?)

311    Vexillation der Legio II Italica bezieht im rechtsrheinischen Brückenkopfkastell Divitia (Köln-Deutz) ihre neue Garnison, um den Schutz für die Rheinbrücke zu übernehmen.

312    Unter Kaiser Konstantin I. (306, allein 323 – 337) zieht ein Truppenverband der LEGIO II ITALICA mit seiner Armee gegen den Machthaber von Italien, Kaiser Maxentius, und nimmt an der Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom teil.

Kaiser Constantin
Kaiser Constantin

341    Besuch Kaiser Constantius II. in Lauriacum, der hier am 24. Juni ein Edikt für seinen Gardepräfekten Catullinus ausstellt.

In der Regierungszeit von Valentinian I. (364 – 375) wird die Legion vermutlich noch für größere Baumaßnahmen am nassen Limes eingesetzt, u.a. bei der Errichtung eines Wachturmes in Ybbs. Unter seiner Herrschaft erfolgt auch die letzte größere Renovierung und Verstärkung der Wehranlagen (Türme und Tore) von Lauriacum. Die benötigten Ziegel werden von der Legion geliefert, die zwei große Ziegeleien betreibt.

378   In der Garnison von Lauriacum befinden sich noch Truppenkontingente wie die Cuneus equitum Secundanorum Italicanorum, die zum Heer der Pannonia Secunda gehören. Ebenfalls laut Notitia Dignitatum waren an der Donau milites liburnarii (Flußinfanterie) stationiert, die von einer Einheit der classis Lauriacensis (lokale Donauflottile) und Soldaten der Legio I Noricorum unterstützt werden, die auf Liburnen (Leichte Flusspatrollienschiffe) auf der Donau eingesetzt wurden.

378 Als der weströmische Kaiser Gratian (375 – 383 n. Chr.) mit seinem Heer an Lauriacum  vorbeizieht, um seinen Onkel Valens, (oströmischer Kaiser von 364 – 378 n. Chr.), gegen die Goten im Osten zu unterstützen, kann davon ausgegangen werden, dass er mit Truppenkontingenten aus Lauriacum seine Armee verstärkt. Valens greift 378 n. Chr. bei Adrianopel, ohne auf Gratian zu warten, die Goten an. Die oströmischen Truppen werden besiegt und Kaiser Valens  getötet.

Aus der II Italica gehen auch die Milites Secundani Italiciani  hervor, die in Nordafria Dienst leisten. Über etwaige militärische Unternehmungen der Legio II Italica im 4. und 5. Jahrhundert ist nichts mehr aufgezeichnet worden.

In der letzten Quelle der Geschichte, der Vita Sancti Severini des Eugippius, (Hl. Severin, am 8. Januar 482 in Favianis, verm. Mautern an der Donau, gestorben) fehlen Hinweise auf eine in Lauriacum liegende Truppe, obwohl an anderen Orten der Donaugrenze noch militärische Einheiten vorhanden sind.

488  Abzug der Bevölkerung und Truppen aus Lauriacum bzw. Noricum  auf Befehl von Odoaker über die Alpen.

Von den Soldaten der Legion sind insgesamt 70 Namen, die auf Grabsteinen gefunden wurden, der Nachwelt erhalten geblieben.

Quellen: Hans Petrovitsch, Legio II Italica, Forschungen in Lauriacum, Band 13

Kaiserdarstellungen aus dem Buch „Die Römischen Kaiser des abendländischen Reiches in chronologischer Folge von Julius Caesar bis Romulus Augustulus“, Verlag Karl Franz Köhler, Leipzig 1828/1829